17.05.2006
Karlsruhe
Konzerthaus
1995 plante Network Ten (ein australischer Fernsehsender) eine große Geburtstagsfeier, die unvergesslich werden sollte. Etwas noch nie zuvor Gesehenes sollte organisiert werden. In einem Gedankenblitz hatte einer der Organisatoren den genialen Einfall: Warum nicht zehn Tenöre für Network Tens Geburtstagsfeier engagieren?! Die Idee war brillant, aber wo sollte man zehn Tenöre herbekommen…
Nachdem eine Gruppe von zehn Tenören nach vielem Suchen ausfindig gemacht werden konnte, bekamen sie drei Lieder die sie einstudieren sollten – und ein paar Proben später, waren The Ten Tenors geboren.
Bill Lenehan, zu der Zeit General Manager bei Network Ten, erinnert sich genau an den Tag des Auftrittes: „Bei der Ankunft sahen die zehn eher aus wie eine Rockband als wie eine Gruppe von Opernsängern aus. Ich hab gedacht: ‚Oh nein! Worauf habe ich mich da bloß eingelassen?‘ Dann sind sie zum Soundcheck auf die Bühne gegangen und der ganze Raum verstummte und lauschte. Das war der Beginn ihrer Karriere.“
Ein umfangreiches Repertoire wurde sich angeeignet, so dass sie Anfang 1998 lauter kleine Erfolge verbuchen konnten, bis sie am Valentins Tag zufällig erfuhren, dass die Manager aller größeren Theater von Queensland in einem Restaurant zusammenkamen. Innerhalb von Minuten hatten sich die zehn in ihre Anzüge geschmissen, das Keyboard ins Auto eingeladen und hechteten zum besagten Restaurant. Die Theatermanager gingen davon aus, das Restaurant hätte die Musikeinlage organisiert und das Restaurant dachte die Theatermanager seien dafür verantwortlich. Und obwohl The Ten Tenors befürchteten, sie könnten das Restaurant im Streifenwagen verlassen, gingen sie mit einem Vertrag in der Tasche nach Hause!
Inzwischen sind die Ten Tenors ein Phänomen in der internationalen Musiklandschaft. Ihren Erfolg verdanken sie nicht zuletzt dem Umstand, dass sie etwas ganz Eigenes, Einzigartiges machen und sich in keine musikalische Schublade stecken lassen. Sie sind Opernsänger und Popstars, Rock’n’Roller, Entertainer und Varietékünstler – und zwar alles auf einmal. „Musikalische Chamäleons“ wäre – wenn überhaupt – die einzige passende Schublade für diese Gruppe.
Die Ten Tenors kamen zusammen, als jeder von ihnen noch Student an der Universität von Brisbane war. Damals traten die angehenden Sänger schon ab und zu in der Oper oder bei klassischen Konzerten auf. Doch trotz ihrer durchaus ernst gemeinten Beschäftigung mit der E-Musik merkten sie schnell, dass sie den meisten Spaß in der Garderobe hatten, wenn sie auf ihren Auftritt warteten. Wenn sie sich dann hinter der Bühne langsam warm sangen, entstand aus den Übungen regelmäßig und wider Willen eine Art ungeprobte, eben spontane Comedy Show.
Nachdem die Gesangsstudenten während ihrer Ausbildungszeit immer wieder bei verschiedenen Firmen Galas auftraten, beschlossen sie kurz vor Beendigung des Konservatoriums, ein Programm nach ihren eigenen Vorstellungen auf die Beine zu stellen. Einerseits wussten sie, dass es um feste Engagements im klassischen Fach ohnehin schlecht bestellt war, andererseits wollten sie mit ihrer Musik unterhalten und den Zuhörern im Saal genauso viel Spaß bereiten wie sie ihn selber hatten. Also machten sie sich auf den Weg in eine ungewisse Zukunft und sangen wo immer man sie ließ. Damit waren sie ein Risiko eingegangen, denn die Gruppe hatte weder die Erlaubnis der Schule noch irgendeine finanzielle Unterstützung. Doch die Bereitschaft zum Risiko zahlte sich bald aus.