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HERBIE HANCOCK

Sommer 2006
München

Tollwood Festival
Ulm Zeltfestival

Vom Jazz einmal quer durch alle Genres und zurück: Rock, Pop, Funk, R’n’B, Electronica, Techno, Hip Hop … Kein Feld, auf dem Herbie Hancock keine Spuren hinterlassen hätte. Als einer der ersten macht er das elektrische Piano salonfähig. Er verwendet Synthesizer und andere technische Spielereien und leistet Pionierarbeit beim Einsatz von Computern in der Musik. Die Fusion von Jazz mit Hip Hop, dokumentiert auf „Rockit“ von 1983, geht auf sein Konto. Seine Vielseitigkeit macht ihn Puristen aller Lager suspekt, die dennoch zähneknirschend zugeben müssen: Herbie Hancock gehört zu den einflussreichsten Jazzpianisten und -komponisten unserer Tage.

Herbert Jeffrey Hancock, geboren am 12. April 1940 in Chicago/Illinois, ist so etwas wie ein Wunderkind. Im zarten Alter von sieben Jahren beginnt er mit dem Klavierspiel. Mit elf gibt er sein erstes Solokonzert. Er interpretiert Mozarts Klavierkonzert Nr. 5 in D-Dur. Das allein für sich wäre schon bemerkenswert genug – auch wenn die Begleitung nicht von der Chicago Symphony, einem der anerkannt besten Symphonieorchester der Welt, stammen würde. Es bedarf keines überragenden Weitblicks, um bereits jetzt zu erkennen: Hier startet eine der ganz großen Musikerkarrieren. Mit Jazz kommt Hancock erst während seiner College-Zeit in Kontakt: Er hört zunächst die Werke Oscar Petersons und George Shearings, später entdeckt er McCoy Tyner, Bill Evans, John Coltrane und Miles Davis. 1961 verlässt er das Grinnell College mit einem Abschluss in Komposition und einem in Elektrotechnik: eine Kombination, die Auswirkungen auf sein Schaffen hat. Unmittelbar nach dem Studium heuert er Trompeter Donald Byrd als seinen Begleitpianisten an. Er zieht nach New York City und verdient sich erste Lorbeeren in der Jazz-Szene, spielt danach weitere Sessions mit den Saxophonisten Oliver Nelson und Phil Woods. Kurz darauf bietet Blue Note Records Herbie Hancock den ersten Solo-Plattenvertrag an.

1962 erscheint sein Debüt „Takin‘ Off“. Mongo Santamaria covert ein Jahr später das darauf enthaltene „Watermelon Man“ und verhilft „Takin‘ Off“ damit zu beachtlicher Popularität. Auch Miles Davis, der eben im Begriff ist, sich eine neue Band zusammen zu stellen, wird über „Takin‘ Off“ auf Hancock aufmerksam. Im Mai 1963 holt er ihn für seine „Seven Steps To Heaven“-Sessions ins Boot. Hancock wird Mitglied von Miles Davis‘ Second Great Quintett, bei dem sich Davis mit neuen, unverbrauchten Talenten umgibt. Neben Wayne Shorter am Saxophon steht die Rhythm Section, bestehend aus Bassisten Ron Carter, dem erst 17jährigen Schlagzeuger Tony Williams und Herbie Hancock am Klavier. Auf Anraten von Miles Davis wechselt er ans E-Piano (Fender Rhodes). Hancock entwickelt sich in dieser Zeit zu einem meisterhaften Jazzpianisten. Er beeinflusst die Richtung, die der Sound von Miles Davis nimmt, maßgeblich. Gleichzeitig treibt er seine Solokarriere bei Blue Note voran und gilt darüber hinaus als gefragter Studiomusiker. „Empyrean Isles“ und „Maiden Voyage“ zählen zu den wichtigsten Jazzalben der 60er Jahre. Noch 25 Jahre später landen US3 mit ihrer Coverversion von „Cantaloupe Island“ einen Hit. Bei zahlreichen Aufnahme-Sessions mit Produzent Creed Taylor sitzt Hancock am Klavier. Er liefert den Soundtrack zu Michelangelo Antoninis Film „Blow Up“, was ihm großen Respekt und zahlreiche weitere Filmmusik-Angebote einträgt. Gegen Ende der Zeit mit Miles Davis baut Hancock zunehmend Rock- und Pop-Elemente in seine Kompositionen ein.

Im Sommer 1968 verlässt Herbie Hancock Davis‘ Quintett, tritt aber in den nächsten Jahren trotzdem immer wieder auf Miles Davis-Alben in Erscheinung. Seinen Platz in der Band nimmt Chick Corea ein. Hancock trennt sich im Jahr darauf von Blue Note Records und unterschreibt bei Warner. Für Bill Cosbys TV-Serie „Fat Albert“ nimmt Hancock ein R’n’B-beeinflusstes Funk-Album („Fat Albert Rotunda“) auf. Ein Jahr später gründet er ein eigenes Sextett. Zusätzlich zur Stammbesetzung zieht er ab und an Patrick Gleeson und seine Synthesizer hinzu. Gemeinsam mit Herbies E-Piano wird der Sound merklich elektronischer, die Aufnahmen spaciger. Die rhythmische wie strukturelle Komplexität nimmt zu: Herbie Hancock rutscht nach und nach in seine ganz eigene Nische im Zirkus der Avantgarde. 1970 benutzen sämtliche Musiker in Hancocks Band neben ihren englischen auch afrikanische Namen; Hancock selbst nennt sich Mwandishi das Swahli-Wort für Schreiber. In dieser Besetzung entstehen fünf Alben; zwei erscheinen unter dem Namen des beteiligten Trompeters Eddie Henderson, die übrigen drei gehen in Herbie Hancocks Diskographie ein. „Mwandishi“ (1970), „Crossings“ (1971) und „Sextant“ (1972, bereits bei Columbia erschienen) sind zusammen als „Mwandishi-Alben“ bekannt. Die ersten beiden werden gemeinsam mit „Fat Albert Rotunda“ später unter dem Titel „Mwandishi: The Complete Warner Bros. Recordings“ wieder aufgelegt.

Die Mwandishi-Phase gestaltet sich sehr experimentell. Freie Jazz-Improvisationen treffen auf Einflüsse aus elektronischer und zeitgenössischer klassischer Musik. Experimentierfreude ist schön und gut, hat aber allerdings meist niederschmetternde Auswirkungen auf die Verkaufszahlen. So auch in diesem Fall: Hauptsächlich finanzielle Gründe bewegen Herbie Hancock 1973 dazu, das Mwandishi-Projekt einzustellen. Beschäftigung mit dem Buddhismus führt ihn zu der Erkenntnis, dass es seine Aufgabe sei, das Publikum glücklich zu machen – dazu ist es offensichtlich erforderlich, wieder ein wenig bodenständiger zu werden. Herbie Hancock wendet sich dem Funk zu.

Mit Ausnahme von Bennie Maupin trennt er sich von den Mitstreitern seines Sextetts und stellt eine neue Band, die Headhunters, zusammen. Das gleichnamige Album mit der vom Groove Sly Stones und James Browns infizierten Single „Chameleon“ entwickelt sich zum bis dato bestverkauften Jazzalbum und erreicht auch Pop-Publikum (Letzteres bemängeln puristische Jazzfreunde selbstverständlich). Die Synthesizer bedient Hancock mittlerweile selbst. Bei der zweiten Veröffentlichung der Headhunters („Thrust“ von 1974) ist Hancock noch mit von der Partie, bei Nummer drei („Survival Of The Fittest“) schon nicht mehr. Er stößt erst 1998 für ein Reunion-Album wieder zu ihnen.

Reunion – ein gutes Stichwort. 1976 findet das alte Miles Davis-Quartett anlässlich des Newport Jazz Festivals in New York wieder zusammen. Ron Carter, Tony Williams, Wayne Shorter und Herbie Hancock sind am Start, Miles Davis‘ Part übernimmt Freddie Hubbard. Unter dem Namen „V.S.O.P.“ entstehen mehrere Alben. Die fünf gehen bis zum Tod Tony Williams‘ 1997 immer wieder sporadisch gemeinsam auf Tournee.

1979 nimmt Herbie Hancock ein akustisches Piano-Solo-Album auf, das – wie etliche seiner Veröffentlichungen aus dieser Zeit – zunächst nur in Japan erscheint. Außerdem arbeitet er an einer Chick Corea-Platte mit. In den späten 70er Jahren entwickelt sich Hancock daneben zunehmend kommerzieller, was ein Großteil der Kritiker übel vermerkt. Er beginnt, eine Reihe Disco- und Pop-Alben zu veröffentlichen, die sich allesamt als nicht besonders erfolgreich erweisen.

Eine Wende erfolgt 1983 mit der bahnbrechenden Single „Rockit“ (aus „Future Shock“). Gemeinsam mit Bassist und Produzent Bill Laswell landet Hancock einen Riesenerfolg; das dazugehörige Video avanciert zum Hit auf MTV. „Rockit“ gilt als erste Kollaboration eines Jazzmusikers mit einem Hip Hop-Artist: Die alles beherrschenden Scratches stammen von Grandmixer D.ST. Herbie Hancock wird für „Rockit“ mit einem Grammy ausgezeichnet. Es folgen etliche weitere Alben, die allerdings an den Erfolg von „Future Shock“ nicht heranreichen, darunter „Jazz Africa“ mit Foday Musa Suso, einem Kora-Virtuosen aus Gambia. 1986 tritt er in „Round Midnight“ auf, wozu er auch den Soundtrack liefert. Hancock schreibt Musik für Werbespots und tourt mit diversen Jazz-Größen (darunter George Benson, Michael Brecker und die Marsalis-Brüder). Nach der Tour zu seinem Techno-Pop-Album „Perfect Machine“ verlässt Hancock nach 15jähriger Zusammenarbeit Columbia Records und legt eine kreative Pause ein.

Möchte man den Einfluss von WILLIE NELSON auf das Singer/Songwriter-Genre in einem Satz beschreiben, könnte man es folgendermaßen ausdrücken: WILLIE NELSON schafft es mit seinen Songs in drei Minuten das zu erzählen, wofür andere ganze Karrieren brauchen. Präsentiert vom Rolling Stone Magazin wird WILLIE NELSON im Juni 2010 das deutsche Publikum mit einem Repertoire aus 4 Jahrzehnten andauernder Musikkarriere erneut in seinen Bann ziehen.

Drei Jahre später stirbt 1991 Hancocks ehemaliger Arbeitgeber und Mentor Miles Davis. Gemeinsam mit Ron Carter, Tony Williams, Wayne Shorter und Wallace Roney entsteht „A Tribute To Miles“, das 1992 bei Qwest erscheint und Grund genug für einen weiteren Grammy liefert. „Dis Is Da Drum“ von 1993 greift erneut in die Hip Hop-Trickkiste. Ein Jahr später geht Hancock einen Deal mit PolyGram ein: Künftig veröffentlicht er Jazzalben bei Verve und Pop auf Mercury. Darunter (von 1995) „The New Standard“, Interpretationen von Popsongs von den Beatles, Prince, Stevie Wonder und Nirvana. 2001 kollaboriert Hancock für „Future2Future“ ein weiteres Mal mit Bill Laswell, hier ist X-Ecutioners-DJ Rob Swift maßgeblich beteiligt.

2005 tourt Herbie Hancock mit neuem Quartett; das musikalische Spektrum reicht von Ambient über Jazz bis hin zu afrikanischer Musik. Für den Sommer ist eine Reunion-Tour mit den Hedhunters angesetzt. Im September 2005 erscheint das Duett-Album „Possibilities“, für das Hancock eine ganze Reihe Vokalisten mit wohlvertrauten Namen gewinnt: Im LineUp finden sich Angélige Kidjo, Sting, Christina Aguilera, Annie Lennox, Paul Simon und Joss Stone
(laut.de)