Al Jarreaus Karriere erfährt ihren entscheidenden Wendepunkt 1975. Damals wird er als Support für ein Konzert von Les McCann in Hollywoods Troubadour-Club engagiert. Seine Performance überzeugt alle Anwesenden, und bereits am Tag darauf hat er seinen ersten Major-Deal in der Tasche.
Während seiner Elevenjahre sammelt er Erfahrungen in – wie er es nennt – „oo-shoo-be-doo street corner quartets“ und zahlreichen anderen Schul(Jazz)Bands. Im Anschluss daran absolviert er erfolgreich ein Psychologie-Studium und arbeitet von 1964 – 1968 als Sozialarbeiter in Kalifornien. Dort führt er nach eigener Aussage ein Doppelleben! Tagsüber verdingt er sich als Rehabilitationsberater, abends tingelt er mit einem Trio durch die Clubs, das von dem damals noch unbekannten George Duke geleitet wird.
1968 kündigt er seinen Job, um sich ganz der Musik zu widmen. Beeinflusst wird diese Entscheidung maßgeblich durch das Zusammentreffen mit dem brasilianischen Gitarristen Julio Martinez. In der Zusammenarbeit mit ihm entwickelt Al seinen unverwechselbaren Gesangsstil, nicht zuletzt um der besonderen Situation – nur von einer Gitarre begleitet – kreativ Herr zu werden. Kleinere TV-Auftritte sind der erste Lohn der Mühe.
1971 gründen die beiden eine Rockgruppe namens Jarreau, für die Al zum ersten Mal selbst komponiert. In den folgenden vier Jahren erspielen Julio und er sich im Bla Bla Café (Los Angeles ) eine stetig wachsende Fangemeinde. Gegen Ende dieser Zeit sind sie sogar in der Lage, von den Gagen ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.
Zu diesem Zeitpunkt flattert Al Jarreau das Angebot ins Haus, Les Mccann zu supporten. Der daraus resultierende Plattenvertrag mündet im Debütalbum „We Got By“ (1975). Ein Jahr darauf gastiert er erstmals auf europäischen Bühnen. Die Tour wird ein triumphaler Erfolg und katapultiert Al mit einem Schlag in die Riege der Vocal -Jazz-Stars. In Deutschland erhält er 1975 („We Got By“) und 1976 („Glow“) den Jahrespreis der deutschen Schallplattenkritik. Amerika zieht nach und verleiht ihm 1977 den „Best Jazz Vocal Performance“-Grammy für das Album „Look To The Rainbow“. Zwei weitere Grammys im selben Genre folgen 1978 („All Fly Home“) und 1981 („Breakin‘ Away“). In der Kategorie Pop greift er die begehrte Trophäe ebenfalls 1981 für das millionenfach verkaufte „Breakin‘ Away“ ab. 1992 holt er sich für „Heaven And Earth“ den Pokal in der Sparte R’n’B.
Zwei Jahre später veröffentlicht Al Jarreau mit „Tenderness“ ein inspiriertes Livealbum, das zusammen mit „Look To The Rainbow“ (1977) zu seinen erfolgreichsten zählt. Gemeinsam mit gewichtigen Jazz-Hochkarätern (Marcus Miller, David Sanborn, Joe Sample, Steve Gadd u.a.) legt er ein imposantes Zeugnis seiner jazzigen Vorstellungswelt ab. Danach wird es etwas ruhiger um den Mann, dessen Karriere von grandiosen Tourneen und Alben ebenso gekennzeichnet ist, wie von alltäglichen und belanglosen Veröffentlichungen.
Seine Melange aus Funk, Soul, Pop, Jazz, R’n’B, Latin und Balldeskem bedarf nach 20 aktiven Jahren einer Runderneuerung. Diese wird 1998 durch einen Labelwechsel eingeläutet. Al Jarreau trennt sich von Warner Musik und wechselt mit dem Versprechen, wieder ein jazziges Album zu produzieren, zu Universal.